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"Sanktionen für Arbeitslose abschaffen"
Der Sozialwissenschaftler Stephan Lessenich über fehlende Jobs, Grundeinkommen auch für Nichtstuer und veraltete Wachstumsgläubigkeit
Stephan Kaufmann: Herr Professor Lessenich, waren Sie schon einmal arbeitslos?
Nein, ich habe mich nach dem Studium über akademische Positionen bis zu meiner jetzigen Stelle gehangelt.
Dann wurden Sie also noch nie von einem Job-Center zu einer Arbeit gedrängt, die Sie nicht wollen?
Das ist mir bisher erspart geblieben. Allerdings habe ich mich im Rahmen meiner Forschungen schon öfter in Job-Centern aufgehalten.
Einige Politiker fordern derzeit härtere Strafen für Arbeitslose, die zumutbare Arbeit ablehnen. Sie hingegen fordern die komplette Abschaffung von Sanktionen. Wäre das nicht ein Freibrief fürs Nichtstun?
Meine grundsätzliche Position ist: Die gesamte Diskussion darum, ob die Sanktionen ausreichend hart sind und ob sie ausreichend streng gehandhabt werden, lenkt vom eigentlichen Problem ab.
Und das wäre?
Es gibt einfach nicht genug Arbeitsplätze. Und zwar nicht gerade im Moment, quasi vorübergehend, sondern permanent. Dieser Mangel an Jobs wird umgedichtet in eine Untätigkeit der Arbeitslosen bei der Job-Suche. Strukturprobleme werden damit in Verhaltensprobleme uminterpretiert, die bestraft gehören. Dabei gibt es in allen entwickelten Industriegesellschaften einen tendenziell wachsenden und dauerhaften Mangel an vernünftig bezahlten Arbeitsplätzen, der sich weder durch Strafen noch durch Lockungen auflösen lässt.